Traum-Automobil steht im Museum
Stoewerstraße in Wald-Michelbach eingeweiht - Teilnehmer aus Australien

WALD-MICHELBACH. „Als Erinnerung für meinen Großvater ist das die Krönung“, sagte Jutta Barckmann bei der Einweihung der Stoewerstraße in Wald-Michelbach. Gemeinsam mit den Besitzern des einzigen Stoewer-Museums der Welt, Manfried Bauer und Tamara von Karzoff, sowie zahlreichen Fans der alten Stettiner Oldtimer hat sie als Nachkomme der Automobil-Pioniere am Samstag das neue Straßenschild enthüllt.

Die Enkeltochter von Bernhard Stoewer, der gemeinsam mit seinem Bruder Emil 1899 sein erstes Automobil auf den Markt brachte, war bereits vor drei Jahren in der kleinen Odenwälder Gemeinde – zur Eröffnung des Museums. „Damals dachte ich, das sei schon der Höhepunkt.“ Und das nun eine Straße nach ihrem Opa benannt ist, erfülle sie mit Stolz. Für Manfried Bauer und seine Lebensgefährtin Tamara von Karzoff war der neue Straßenname eine große Überraschung. „Wir standen kurz vor einem Hauskauf am Birkenhof“, erzählt Tamara von Karzoff, „als der Journalist Fritz Kopetzky uns erzählte, dass diese Straße umbenannt werden sollte.“ Er war auch derjenige, der bei der Ortsbeiratsversammlung den Namen Stoewerstraße vorgeschlagen hatte, erinnert sich Bürgermeister Joachim Kunkel. „Da die Straße zwei Gabelungen hatte und wir Probleme mit den Hausnumerierungen bekamen, suchten wir nach Alternativen.“ Nach einigen Abstimmungen in den einzelnen Gremien wurde die Namensänderung beschlossen. „Schließlich ist das Stoewer-Museum eine große Bereicherung für unsere Gemeinde“, betont Kunkel.

Bevor es am Samstag mit dem Straßenfest in der neuen Stoewerstraße los ging, wurden die blank geputzten Gefährte von Manfried Bauer für den Auto-Corso aus dem Museum geholt. Perfekt re-stauriert sind die drei Stoewer ein Blickfang. Viele Besucher bleiben stehen, machen Fotos. Solche Raritäten hat man ja nicht alle Tage. Ein weiterer Stoewer, dessen Besitzer ihn extra aus der Schweiz nach Wald-Michelbach transportierte, sowie rund 20 weitere Vorkriegs-Automobile rollen zum Museum. „Ooh“, staunen die Zuschauer. Langsam tuckern die Oldtimer Richtung Stoewerstraße. Die alten Motoren brummen. Vorbei gehende Passanten winken fröhlich.

Am Ziel angekommen werden die Prachtstücke wie große Stars empfangen. Wer keinen Platz in einem der Autos bei der Rundfahrt ergattert hatte, kann sie nun bewundern. 


Zum Stoewer-Fest sind Menschen aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands sowie von anderen Kontinenten gekommen. Auch ehemalige Mitarbeiter der Stoewer-Werke in Stettin wollen sich gemeinsam an die alten Zeiten erinnern. „Ich habe in der Firma 1939 eine Ausbildung als Maschinenschlosser angefangen“, erinnert sich Willi Steinkopf (80). Auch sein Vater und sein älterer Bruder hätten bereits in den Automobilwerken gearbeitet. „Damals war es ein großes Unternehmen und in unserer Gegend sehr bekannt.“ Sein größter Traum als Lehrling war, selbst einmal den Stoewer „Greif Junior“ zu fahren.

Nach dem zweiten Weltkrieg konnte Steinkopf nicht nach Stettin zurückkehren. Von den Stoewer-Werken war nichts übrig geblieben. Bei dem Versuch, Teile der Fabrik nach Deutschland zu verlagern, sei vieles geplündert und von den Russen verschleppt worden. Doch: „Die Zeit bei Stoewer hat mich sehr geprägt“, sagt Steinkopf.

Erst viele Jahre später ist Willi Steinkopf wieder auf den Namen Stoewer gestoßen. „Mein Sohn hat mir ein Reklameschild von Stoewer geschenkt, das er im Museum gekauft hatte.“ Vergangenes Jahr sei er das erste Mal nach Wald-Michelbach gekommen. „Und wissen Sie, was ich als erstes im Mueseum entdeckt habe?“ Der alte Mann lächelt. „Mein Traum-Automobil: den Greif Junior.“ Stoewer-Freunde und Zeitzeugen haben sich viel zu erzählen. Auch John Stanley, der aus Australien wohl den weitesten Weg auf sich genommen hat. „Meinen ersten Stoewer habe ich in einer Scheune gefunden“, sagt er. Der Zustand sei grauenhaft gewesen, Hühner haben es sich im Innern des Fahrzeugs gemütlich gemacht. Während der Restaurierung und auf der Suche nach orginalen Ersatzteilen habe er Manfried Bauer kennen gelernt. „Das ist das fünfte Mal, das ich hier bin“, sagt der Oldtimer-Fan. Den Deutschen danke Stanley für zwei Dinge: „Für das Bier und die Stoewer!“

VON DARIA POLASIK


 

Quelle: Starkenburger Echo vom 23.5.2005


Zurück zur Presseschau-Übersicht