"Bedeutendes Ereignis für die Gemeinde"
Festakt zur Eröffnung des Stoewer-Museums in Wald-Michelbach / Gäste aus 6 Nationen

Wald-Michelbach. (kko) "Die Eröffnung des Stoewer-Museums ist für unsere Gemeinde ein besonderes und bedeutendes Ereignis", stellte Bürgermeister Joachim Kunkel beim Festakt im Rathaus fest.

Zahlreiche Gäste aus Deutschland und fünf weiteren Nationen hatten sich eingefunden, um sich einen per-
sönlichen Eindruck vom neuen "Zentrum der Stoewer-
Automobilgeschichte" zu verschaffen. Der Dank der Gratulanten galt vor allem Manfried Bauer, dessen Privatinitiative die Entstehung des Museums zu verdanken ist.
  "Viele Freunde und Kenner der Stoewer-Werke und -Produkte haben die teilweise sehr  weite Anreise nicht gescheut, um teilnehmen zu können", sagte Kunkel. Das zeige das große Interesse am Museum. Die Ge-
meinde sei sehr stolz darauf, dass Bauer diesen Stand-
ort gewählt habe.
  Genau erinnerte er sich an das erste Gespräch mit Bauer, in dem schon die Idee vom Stoewer-Museum präsentiert worden sei. Eine entsprechende  Anfrage sei beim Gemeindevorstand zwar auf offene Ohren gesto-
ßen, die Realisierung sei zunächst aber doch kaum mö-
glich erschienen. Wie so oft habe dann der Zufall geholfen, so dass entsprechende Räume gefunden wer-
den konnten.
  Kunkels Dank galt auch den Mitarbeitern der Verwal-
tung, die offen und konstruktiv das Projekt unterstützt hätten. Hier habe man doch den Unterschied zwischen einer kleineren Verwaltung und einer großen, meist unbeweglichen Behörde feststellen können. Anschlie-
ßend stellte der Bürgermeister den Gästen kurz die Großgemeinde vor und ging auf die Aktivitäten des Überwälder Museums- und Kulturvereins ein, der mit seiner Arbeit  zahlreiche Attraktionen für die Region ge-
schaffen habe. Dazu zähle zukünftig natürlich auch das Stoewer-Museum. Ausdrücklich wies Kunkel auch darauf hin, dass das Stoewer-Museum in reiner Privat- initiative entstand, völlig ohne Fördermittel. Das sei in der heutigen Zeit schon etwas besonderes.
  Kunkel lud alle Anwesenden ein, regelmäßig wieder-
zukommen, egal ob aus Verbundenheit zur Marke Stoewer oder weil ihnen Wald-Michelbach beim ersten Besuch so gut gefallen habe. Dem Museum wünsche er viele Besucher und Manfried Bauer, dass er hier seinen Lebenstraum verwirklichen könne. Als Erinnerungsge-
schenk überreichte er Bauer die Kachel der Gemeinde. Im Gegenzug bedankte sich Bauer mit einem Stoewer-
Buch, dass von Jürgen Stoewer, dem letzten noch lebenden Mitglied dieser Familie, das selbst noch in den Werken in Stettin gearbeitet hatte, signiert worden war.
 
Jutta Barckmann, Enkelin von Bernhard Stoewer, be- dauerte, dass ihr 92-jähriger Onkel Jürgen nicht persön- lich an der Feier teilnehmen könne. Er hatte aber schrift- lich Erinnerungen gesandt, die sie vortrug. Schon in seinen jungen Jahren habe alles Technische eine große Rolle gespielt. Vor dem Studium  habe er ein Praktikum in den Stoewer-Werken absolviert, danach habe er als Leiter der Versuchsabteilung im gleichen Werk ge- arbeitet.
  Der Krieg und seine negativen Auswirkungen für die Stoewer-Werke wurden dabei ebenfalls in Erinnerung gerufen. Die russischen Sieger hätten die gesamte technische Ausstattung und auch das erste Auto aus dem Jahr 1899 in ihr Land mitgenommen. Dort könne das Fahrzeug auch noch heute besichtigt werden.

   In späteren Jahrzenten habe Jürgen Stoewer verschie-
dene Experten bei Ihrer Arbeit und bei der Anlegung von Archiven unterstützt. Gern habe er auch Anfragen von Historikern und Sammlern beantwortet. So habe eines Tages auch Manfried Bauer Kontakt zu ihm aufgenommen, dem er dafür dankte, dass er den Produkten der Marke Stoewer eine neue Heimat gab.
  Ihre Mutter sei aus der Arbeitswelt herausgehalten worden, berichtete Jutta Barckmann. So sei auch ihr eigenes Interesse an den Stoewer-Werken recht gering gewesen und das Interesse ihres Mannes an der Ge-
schichte der Stoewer-Werke zunächst unbefriedigt geblieben. Das sei so gewesen, bis Manfried Bauer bei der Familie angefragt habe, ob Interesse daran bestehe, an einer Fahrt nach Stettin teilzunehmen. Seitdem habe ihr Mann "Blut geleckt" und sie ziehe ebenso mit. Schwiegersohn Thomas unterstütze ihren Mann nach Kräften.
  Das Oldtimertreffen in Bensheim und der Flug nach Australien seien weitere unvergessliche Erlebnisse ge- wesen, Bauer sei es auch zu verdanken, dass ihr Mann sich seinen Traum von zwei Stoewer-Oldtimern ver- wirklichen konnte. Herzlich bedankte sie sich bei Bauer auch für seine Initiative zur Gründung des Museums und schenkte ihm als Exponat für das Museum die wohl einzige noch vorhandene Auszeichnung des pommerschen Automobilclubs aus dem Jahr 1928.
Bauer bedankte sich für das Geschenk und meinte, Jutta Barckmanns Ehemann habe nicht Blut geleckt, sondern sei vom "Stoewer-Virus" infiziert und mittlerweile "sehr krank".

Jutta Barckmann

Bürgermeister

Quelle: Odenwälder Zeitung vom 22.4.2002


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