"Stoewer-Virus sitzt ganz tief"
Ansprachen beim Festakt zur Eröffnung des Stoewer-Museums

Wald-Michelbach.  (kko)  "Möge das Stoewer-Museum Zeugnis ablegen von den Leistungen der Industrie in unserer Heimat", wünschte Paul Stein, langjähriger Vor-
sitzende und heute Ehrenmitglied des Heimatkreises Stettin, bei der Feierstunde zur Eröffnung des Stoewer-Museums.
  Zunächst ging der Schweizer Jürg Denzler aus Sicht eines Sammlers auf die Marke Stoewer ein. Durch seinen Vater habe er schon früh Gelegenheit gehabt, an alten Autos herumzubasteln. Als ein Studienkollege dann einen Stoewer V5 anbot, habe er sofort zugegrif- fen und sich diesen "Meilenstein in der Automobilge- schichte" gesichert. Im Laufe der Jahre habe er dann noch viele weitere Fahrzeuge vor dem Verschrotten gerettet.
  Von der Geschichte der Stoewer-Automobile habe er eigentlich recht wenig gewusst. Erst, als er ein Buch fand, in dem viele Modelle abgebildet waren, sei sein Interesse richtig geweckt worden. In diesem Buch habe er auch die Adressen von Jürgen Stoewer und dem His-
toriker Dr. Hans Mai gefunden. Jürgen Stoewer habe er bei einem Besuch in den Opel-Werken dann persönlich kennen gelernt. Der Kontakt zu Mai, der ja in der DDR wohnte, sei gar nicht so einfach gewesen. Er habe den jungen Sammler aber darauf hingewiesen, dass es zwei Firmen mit dem Namen Stoewer gegeben habe, und dass es wichtig sei, auch die andere Firma nicht in Ver-
gessenheit geraten zu lassen. Daraufhin habe er sich mit beiden Geschichten befasst. Viele Jahre habe es neben der Marke Stoewer für ihn nichts anderes gegeben.
  Gut erinnerte Denzler sich auch noch daran, wie er Manfried Bauer kennen lernte, der sich seinerzeit um einen in Denzlers Besitz befindlichen Stoewer-Greif bemühte. Da er Fahrzeuge prinzipiell nur abgegeben habe, wenn auch die Möglichkeit bestand, sie wieder zu restaurieren, habe er ihm gleich einen weiteren Greif mit verkauft, damit genug Teile vorhanden waren. Heute seien beide Fahrzeuge restauriert. Als Bauer ihn eines Tages besucht und man eine Ausfahrt in einem Stoewer R140 gemacht habe, habe er beim Blick in die Augen des Deutschen festgestellt, dass auch bei ihm der

"Stoewer-Virus" ganz tief saß.
  Bauer habe sich vor allem dadurch ausgezeichnet, dass er sich intensiv um die ehemaligen Mitarbeiter der Stoewer-Werke bemühte. Rund 50 noch lebende Stoewer-Arbeiter  habe er ausfindig gemacht und mit ihnen einen Ausflug in das Werk in Stettin organisiert. Darüber hinaus habe Bauer auch die erste Stoewer- Ausstellung in Deutschland , den Historischen Arbeits-
kreis ins Leben gerufen, seine Sammlung massiv erwei- tert, vor einiger Zeit das Archiv von Jürgen Stoewer übernommen, weitere Exponate besorgt und nun das Museum gegründet.
  Dieses Museum werde sicher nicht nur ein Ort für ge-
lehrte Beschäftigung  mit dem Thema Stoewer sein, nicht als elitäre und verstaubte Einrichtung fungieren, sondern den Besuchern die Möglichkeit bieten, die Ge-
schichte der Stoewer-Werke nachzuvollziehen. Dann verlaß Denzler auch noch ein Grußwort von Mai, der sich zur Eröffnung bei Bauer für diese tolle Idee be- dankte.
  Paul Stein, als junger Mann selbst Mechaniker bei den Stoewer-Werken, bekannte, es sei für ihn eine große Ehre und Freude, zur Eröffnung dieses Museums die Grüße und Glückwünsche des Heimatkreises Stettin überbringen zu dürfen. Im Schatten der Stoewer-Werke aufgewachsen, habe er als Praktikant sämtliche  Abtei-
lungen der Fabrik kennen gelernt. Mit Stolz habe er später eine Ausbildung bei der Firma Stoewer ange- fangen.
  Stein bedankte sich bei der Gemeinde Wald-Michel- bach für ihre Bereitschaft, das Museum zu unterstützen. Auch galt sein Dank allen, die das "Stoewer-Erbe" nicht eingehen ließen. Als Gastgeschenk hatte er Bauer ein Foto der Stoewer-Belegschaft aus dem Jahr 1908 mitge-
bracht.
  "Kaum zu glauben, dass es jetzt ein eigenes Museum für die Marke Stoewer gibt", meinte Heinz Gelinski vom Haus Stettin in Nürtingen. Er schenkte dem Museum einen historischen Stahlstich von Stettin. Zahlreiche weitere Grußworte und Präsente zeigten, wie groß die Freude der Stoewer-Freunde über die neue Heimat war.


Quelle: Odenwälder Zeitung vom 22.4.2002

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